Tretlager - Exkurs: Die umlaufende Querkraft

Die hier folgende Erläuterung ist vor allem für technisch besonders Interessierte gedacht.

Die Schraubschalen der Tretlager mit englischem Gewinde haben auf der linken Seite Rechtsgewinde und auf der rechten Seite Linksgewinde.

Diese Anordnung hat sich bewährt, wohingegen es bei Tretlagern, deren rechte Schalen mit Rechtsgewinde versehen sind, gelegentlich zum Lockern der Schalen kommt (z.B. ital. Gewinde!).

Die Erklärung dieses Phänomens ist recht schwierig:

Wenn man von der rechten Seite des Fahrrades auf das Tretlager sieht, dann dreht sich die Tretlagerwelle beim Fahren im Uhrzeigersinn. Wenn das Linksgewinde der rechten Lagerschale sinnvoll ist, dann muss diese Lagerschale ein Drehmoment im Gegenuhrzeigersinn erfahren, damit sie sich nicht losdreht.

Häufig liest man die -falsche- Begründung, dass die Kugeln zwischen Tretlagerwelle und Lagerschale das rechtsdrehende Moment in ein linksdrehendes umkehren. Ein rechtsdrehendes Moment an der Tretlagerwelle dreht aber die Lagerschale tendenziell ebenfalls rechtsherum, wie man sich an einem schwergängigen Kugellager (oder Gleitlager), das man in der Hand hält, klarmachen kann.

Der Schlüssel zur Erklärung liegt in der durch die Biegung hervorgerufenen Querkraft. Da die Trittkraft des Fahrers in einem gewissen Abstand zur Lagerstelle wirkt, wird das Lager auch radial, also "quer" zur Lagerlängsachse belastet. Mit der umlaufenden Trittkraft läft auch diese Querkraft in der Lagerschale um.

Wenn man eine Welle (hier: die Lagerschale) in einer etwas größeren Bohrung (hier: das Tretlagergehäuse) rechtsherum dreht und dabei die Welle kontinuierlich gegen die Wandung der Bohrung drückt (umlaufende Querkraft), dann dreht sich die Welle in Bezug auf ihre eigene Achse linksherum (Ausprobieren!).

Die Lagerschale will sich also linksherum zum Tretlagergehäse drehen und kann sich deshalb nicht lockern. (Entsprechend sind die Rechts- und Linksgewinde der Pedalachsen begründet.